Zum Start der 4. Saison erstklassigen DESL-Eishockeys wirft die Hamburger Mitternachtspost einen kurzen aber scharfen Blick auf die Entwicklungen der Offseason in Hamburg.
Die vergangene Saison ging als die erfolgreichste in die noch kurze Vereinsgeschichte ein. Mit einem überraschenden Platz 6 konnte man sich erstmals für die Playoffs qualifizieren wo man sich nach starken Leistungen dem späteren Vizemeister, den Augsburg Panthern, in 6 Spielen geschlagen geben musste. Auch wenn der Aufstieg im Pokal ebenso wie die Qualifikation für den Europa-Pokal knapp verpasst wurden, war man im hohen Norden Deutschlands mehr als zufrieden mit den Leistungen der Mannschaft in dieser Saison.
In der Offseason wurde dennoch nach Verstärkung gesucht und so finden sich einige neue Namen im Hamburger Kader. Ob sich diese tatsächlich als Verstärkungen erweisen kann wohl frühestens nach einigen Saisonspielen beschieden werden.
Der Draft Die Defensive war vergangene Saison überraschenderweise eine Stärke des Hamburger Teams, dessen Kader gerade dort als schwach eingeschätzt wurde. Zum Saisonschluss standen nur bei den Kölner Haien weniger Gegentore zu Buche, was natürlich auch am überragend agierenden Goalie-Duo Klein/Ziffzer lag. Dennoch wurde die Hamburger Verteidigung von Experten als die 'position of need' vor dem Draft ausgemacht. Besonders Offensivverteidiger Bergman wurde als heißer Kandidat für den 10 Pick im Draft gehandelt. Auch, weil man davon ausgehen musste, dass keiner der starken Angreifer im besten Alter bis zu den Hamburgern fallen würde.
Umso überraschter war man, als der Erstrunden-Pick dann Calle Ridderwall hieß. Einige Überraschungen unter den davor ausgewählten Spielern machten dies möglich. "Wir haben vor dem Draft nicht damit gerechnet, dass er zu uns fällt. Natürlich überlegt man und für uns war immer klar, dass er der Pick wird, falls er da ist. Damit sind wir jetzt natürlich besonders froh, dieses Quäntchen Glück gehabt zu haben", sagte GM Lindpointner in der Pressekonferenz nach dem Draft. Der körperlich starke Winger wird die Saison aller Voraussicht nach in der ersten Reihe neben Hanowski und Trupp starten und hat somit beste Voraussetzungen, in Hamburg das in ihn gesetzte Vertrauen ab Spieltag 1 zurückzuzahlen.
Dass auch der Pick der 2. Runde nicht in die Verteidigung investiert wurde, ließ viele Fans und Beobachter an der Draft-Strategie von GM Lindpointner zweifeln. Dieser möchte davon aber nichts hören: "Immer wieder heißt es unsere Abwehr sei zu schwach, wo war diese Schwäche letzte Saison frage ich sie! Für uns galt heuer wie jedes Jahr beim Draft: Nimm den besten verfügbaren Spieler. Da mussten wir nicht lange nachdenken, als Alex noch da war." Friesen wird die Saison als Center der 3. Reihe in Angriff nehmen und wird, da man ihn statt eines Verteidigers gewählt hat, unter starker Beobachtung stehen.
Erst in den Runden 4 und 5 wurde dann die Verteidigung mit Ellis und Mannes verstärkt. Beide, besonders aber der erst 20-jährige Mannes, sind aber wohl eher Männer für die Zukunft.
Trades Nachdem GM Lindpointner im Draft ausgelassen hatte, kam die erhoffte Verstärkung für die Defensive per Trade. Mit Colton Teubert wurde ein erst 27-jähriger Abwehranker aus Tölz verpflichtet. In ihn werden hohe Erwartungen gesetzt was sich auch in der Aufstellung neben Mike Little in der ersten Reihe widerspiegelt. Doch damit nicht genug. Im selben Transfer wurden nämlich noch Fan-Liebling Olimb, der erst seit kurzem in Hamburg weilende Bishop, Verteidiger Goc und der 3. Rundenpick für Martens, Bast, den schon angesprochenen Teubert, den Tölzer Pick der 5. Runde sowie die eigenartige Summe von 637.568€ abgegeben. Martens konnte sich letzte Saison in Tölz als Starspieler profilieren und wird hoffentlich eine gewichtige Rolle im Hamburger Angriff spielen.
Die Finanzen Überraschenderweise lautet das Motto in finanzieller Hinsicht heuer "Make or Break", oder genauer "Make or Broke". Obwohl man sich in der Liga seit Anbeginn kontinuierlich verbessern und innerhalb von nur 3 Jahren in die Playoffs spielen konnte, stehen vor der neuen Saison nur etwas über 2 Millionen auf dem Konto. Dies ist wohl auf das Ausbleiben von Erfolgen im Pokal und auf die große Kadertiefe, vor allem im Angriff, zurückzuführen. Auch der Stadionausbau im Frühjahr könnte schlecht aussehen, sollten nach dieser Saison Mittel, wie sie in Krefeld gebraucht wurden, notwendig werden um die Insolvenz abzuwehren. „Uns war von Anfang an klar, dass wir vernünftig wirtschaften müssen und es lange dauern wird, bis wir da wirklich aus dem Schneider sind. Dennoch ist natürlich Priorität eins, die Mannschaft sportlich gesehen schlagkräftig aufzustellen“, analysiert GM Lindpointner. „Den Stadionausbau werden wir versuchen, heuer mit einer besseren Pokalleistung und weiterhin starken Leistungen in der Liga zu finanzieren.“ Von einer drohenden Insolvenz also noch keine Rede. Käme man aber heuer in der Liga etwa nur auf Rang 8 und könnte man wieder im Pokal nicht aufsteigen, wäre das Thema in der nächsten Offseason jedoch unumgänglich. „Mit solchen Spekulationen möchte ich mich nicht befassen. Wir werden heuer die beste Mannschaft der Vereinsgeschichte aufs Eis stellen und alles Weitere werden wir in den nächsten Monaten sehen“, bleibt der Manager gelassen.
Die Mannschaft Abschließend natürlich noch ein kurzer Blick auf den Kader und die sportlichen Aussichten. Im Tor möchte man Youngster Klein weiter entwickeln, während man bei Ziffzer wieder auf die Erfahrung zählt und hofft, ihn wie in den letzten Jahren in Hochform sehen zu dürfen.
In der Verteidigung wird man sehen, ob Mike Little die Leaderrolle der letzten Saison bestätigen kann. Zudem hat man mit Button, Ellis, Kavanagh, Mannes und Müller gleich 5 Verteidiger, die 27 oder jünger sind - „Wir haben hier auf Wettbewerb gesetzt und hoffen, dass sich die jungen Spieler beweisen werden können.“ Auch wenn die Verteidigung heuer nicht zu den Besten der Liga zählen wird, so hat man doch einige aufregende Leute für die Zukunft unter Vertrag.
Im Angriff setzt man auf einen Mix aus bekannten Größen wie Schütz, Klinge und Hanowski und den prominenten Neuzugängen Martens und Ridderwall. Alles in allem ist hier mehr Offensivpower als im letzten Jahr zu erwarten. Eder wird hier als Talent unter genauer Beobachtung stehen. Ob die Taktik, auf große Kadertiefe zu setzen aufgeht bleibt abzuwarten. Auf dem Papier stellt man jedenfalls eine der besten 4. Reihen der Liga.
Ziel muss für diese Hamburger Mannschaft wieder der 6. Rang sein, allein schon aus finanzieller Hinsicht. Die Konkurrenz wird aber groß sein und so wird das Ziel wohl nur zu erreichen sein, wenn das Team noch einmal geschlossen wachsen kann. Im Pokal muss heuer das Viertelfinale erreicht werden.