Berichte » Interview

F1: Herr Oberrauner, obwohl Ihre Mannschaft in den vergangenen Spielzeit berrauschendes Eishockey geboten hat und weit über ihren Möglichkeit spielten, haben Sie sich für eine Runderneuerung entschieden? Welche Faktoren beeinflussten diese überraschende Entscheidung?
A1: Aufgrund des neuerlichen knappen Scheiterns kurz vor dem Playoff-Einzug, aufgrund der einseitigen Überalterung des Kaders sowie der stagnierenden Leistungskurve mancher Spieler, war es, auch aus finanzieller Sicht, notwendig, einige Veränderungen und Verjüngungen der Mannschaft, in Hinblick auf die Zukunft, vorzunehmen. Ich glaube, dass dieser Schritt vor dieser Tatsache nicht überraschend, sondern abzusehen war. Auch der für uns so wichtige Draft brachte nicht die erhofften Früchte. Deshalb musste reagiert werden. Der neue Wind wird Leipzig gut tun. Wie in unsrem Saison-Trailer dargestellt, soll eine gesunde Mischung aus frischen Kräften und alter Erfahrung, die Stagnation der Leipziger hintan stellen. Unser Motto für die kommende Saison ist: "Rebirth".

F2: Mit Tobias Bannach haben Sie vor einer Woche den würdigen Nachfolger Ihres ehemaligen Top-Goalies Mark Röhrig nach Niedersachsen im Tausch für Youngster Stefaniszin abgegeben? Bergt diese Entscheidung nicht erhebliche Risiko, da Ihre Mannschaft in den letzten Jahren vor allem von den Weltklasseleistungen Ihrer Torhüter lebte?
A2: Natürlich bin ich, nach langen Überlegungen in ebenfalls lange geführte Verhandlungen mit den Indians getreten, bis eine Einigung herbeigeführt werden konnte. Nicht dass Bannach keine Option für Leipzig gewesen wäre, aber eine sehr teure. Ich glaube, dass Stefaniszin, ein sehr junger, ambitionierter und sympathischer Keeper, ein Mann mit großem Potential auch für die Zukunft ist. Auch wenn ihm das nicht so gefällt, er ist Symbol Nr.1 für die Aktion "Rebirth" und wird als Starting Goalie viel Verantwortung zu tragen haben. Ich bewundere seine Leichtigkeit, mit der er sich auf diese Aufgabe freut. Mit Dennis hat er einen nicht minder ambitionierten Backup im Rücken, der zu seinen regelmäßigen Einsätzen kommen wird.

F3: Jeff Ulmer, interner Top-Scorer der vergangenen Spielzeit und der Rudelführer schlechthin, musste seine Zelte in Sachsen abbrechen. Wieso kam es es zu einer Trennung und was erwarten Sie von dem im Gegenzug gekommenden Rookie Grant Stevenson?
A3: Jeff "The Chef" Ulmer hat sehr viel für die Lions getan. Er war das Paradebeispiel dafür, was die Löwentugenden ausmacht und dementsprechend bei den Fans sehr beliebt. Er hat sich in Leipzig sehr wohl gefühlt und wer glaubt, dass er gern gegangen ist oder wir ihn gerne abgegeben haben, der täuscht sich gewaltig. Jeff hat aber, in einer persönlichen Unterredung, eingesehen, dass neue Kräfte fürs Team wichtig sind. Das zeugt von seiner Größe und seinem Sportscharakter. Grant Stevenson wurde dafür geholt, was lange in Leipzig - seit Aaron Fox - gefehlt hat, zum Toremachen. Er ist ein sehr flinker Spieler und ein Ruf von trockener Abschlussstärke eilt ihm voraus. Ich hoffe sehr, dass er diesem Ruf auch gerecht werden kann

F4: Derzeit besteht Ihre Hintermannschaft aus 11 Individuen. Eine rechte beeindruckende Anzahl. Wer wird denn noch durch das Sieb fallen?
A4: Das ist richtig. Fixposten in der Hintermannschaft haben sich Pierre Hedin, Paul Albers und Mike Martin gesichert. Die anderen Positionen können, da noch Gegenstand von Verhandlungen, nicht öffentlich gemacht werden. Bitte um Verständnis. Nur soviel: Es gibt schon Wackelkandidaten.

F5: Jeff Ulmer und Alexander Serikow sind weg, wie wird Ihre Top-Sturmreihe aussehen?
A5: Auch das steht noch nicht 100%ig fest. Shawn McNeil oder Grant Stevenson wären durchaus für diese Position geeignet.

F6: Mit Stevenson, Hoggan und Szwez haben Sie 3 treffsichere Stürmer an Land gezogen. Ist dies das Einläuten einer neuen, offensiv ausgerichteten Ära bei den Messestädter, die in der Vergangenheit vor allem von der Defensive lebten?
A6: Das ist richtig. Die Defensive war lange das Herzstück der Lions. Sie hat gute Tabellenpositionen beschert, vielen Gegnern das Leben schwer gemacht und einige Defensivtalente wie Rainer Köttsdorfer hervorgebracht. Dieses Rezept etwas aufzuweichen ist ambitioniert von dem Wunsch, die stagnierenden Leistungen zu pushen und neuen Schwung in die Mannschaft zu bringen. Vor allem auch einem, in den vergangenen Saisonen, oft gravierenden Problem vorzubeugen: Einen akuten Stürmermangel. Mit der Verpflichtung von Szwez, Hoggan und Stevenson sowie den Routiniers Gallant und Fagemo, ist man auf den Stürmerpositionen viel flexibler und universeller. Das wird die Lions in dieser Saison auch sehr unberechenbar und vielseitiger machen.

F7: Welcher Spieler gehörte letzte Saison in Ihrem Team zu den positivsten Überraschungen? Welcher zu den eher negativen Überraschungen?
A7: Angenehme Überraschungen sind sicherlich Paul Albers und vor allem Rob Globke, der sich großartig in den Kader eingliedern konnte. Etwas mehr Stabilität hätte ich mir von Herrn Draxinger oder Herrn Rekis gewünscht. Aber so richtig negativ überrascht war ich nicht. Es gab kaum drastische Leistungsschwächungen.

F8: Welchen Platz belegen Sie am Ende der Vorrunde? (genauer Rang angeben)
A8: Ich bin kein Augur. Ich denke aber, dass mein Team die Qualität hat, um ins Playoff zu kommen.

F9: Wer wird Meister?
A8: Dresden hat gute Chancen, den Titel verteidigen zu können. Auch Köln ist immer wieder brandgefährlich. Ich denke, dass auch Nürnberg ein sehr heißer Kandidat für den DESL-Thron sein kann, wenn es nicht doch eine Überraschung gibt. Die Gejagten haben einige Teams im Rücken, die sich nicht unbedingt verschlechtert haben.