Vizemeister Nürnberg erlebt derzeit eine durchwachsene Saison. Top-Goalie Oliver Jonas, der in den vergangenen Spielzeiten noch der Garant für beide Play-off-Finalteilnahmen war, musste ich zuletzt mit der Back-Up-Rolle zufrieden geben. Sein langjähriger Konkurrent, Stefan Horneber, konnte die ihm gebotene Chance erneut nicht nutzen und wird bereits mit anderen Teams in Verbindung gebracht. Alleine die Schuld für die Auf und Abs der Saison sollte jedoch nicht nur beim Torhütergespann gesucht werden, denn bisher konnten alle eingesetzten Verteidiger defensiv kaum überzeugen. Auch Top-Defender Stephan Retzer agierte bisher lediglich erfolgreich im Spielaufbau und im gegnerischen Drittel. Mit 5 Toren in 11 Einsätzen versprüht zwar auch Kevin Lavallee reichlich Torgefahr, doch in der Rückwärtsbewegung haftet wie bei seinen Kollegen weiterhin ein ernsthaftes Makel an. Die oftmals vernachlässigte Defensivarbeit sollte jedoch auch bereits in der Offensivabteilung gesucht werden. Obwohl mit 16 Punkten in 11 Partien interner Top-Scorer, so hat Center Francois Methot und seine Mitstreiter Philipp Gogoulla und Adam Mitchell eine unterirdische Minus 6 Plus/Minus-Bilanz. Ein katastrophaler Wert für eine zweite Reihe in einem Club mit Meisterschaftsansprüchen. Nach hervorragendem Saisonbeginn ebbte auch die Durchschlagskraft der Top-Reihe um 10-Tore-Mann Ben Hecker deutlich nach. Zuletzt konnte das Trio mit dem eben erwähnten Hecker, sowie Rechtsaussen Cisar und vor allem Top-Rookie Bayda kaum noch überzeugen. In die gegengesetzte Richtung verlief jedoch die Entwicklung der dritten Angriffsreihe um den letztjährigen Torschützenkönig Ryan Kraft. Zusammen mit Fabio Patrzek und Yannick Seidenberg ist der 34-jährige Mittelstürmer die treibende Kraft im Nürnberger Offensivspektakel und scheut auch nicht von der „dreckigen“ Arbeit zurück. Obwohl die direkte Play-off-Quali weiterhin das oberste fränkische Ziel ist, so fällt bei der Mannschaft von GM Bücheler doch vor allem der mangelnde Siegeswille oder gar Siegesmöglichkeit bei Teams auf Augenhöhe auf. Pleiten gegen Teams wie Dresden und Freiburg sind eher die Regel aus die Ausnahme. Immerhin werden Punkte bei den Arbeitssiegen eingefahren. Nach 2 ordentlichen Vorrunden und 2 Play-off-Finalteilnahmen am Stück suchen die Lebkuchenstädter noch nach ihrer alten Form. Ob die Tigers im kommenden Spiel gegen die bis dato ungeschlagenen Haie einen weiteren Sieg einfahren können, wird sich zeigen. Immerhin beförderten die Rot-Blauen den Ligaprimus Köln im vergangenen Jahr aus dem Play-off-Halbfinale.